Freitag, 26. Juli 2013

Wie im Osten

Einst stand der Lebensmittelhändler mit der Teekanne für Qualität und Frische. Er übernahm vor gut zehn Jahren den abgewirtschafteten Spar-Markt, der gut zehn Jahre zuvor die abgewirtschaftete DDR-Kaufhalle übernommen hatte, nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Teekanne investierte sogar noch mal ordentlich Geld in den Schuppen und hübschte ihn etwas auf, was Spar leider sträflich vernachlässigt hatte. Aber Sparmaßnahmen zur Effizienzsteigerung hinterlassen überall ihre Spuren, die bunte Markenvielfalt der frühen neunziger Jahre ist mittlerweile einem grauen, langweiligen Einheitsbrei aus Axe und Coca Cola gewichen. Genau wie in der DDR. Nur daß die Marken damals Action und Club Cola hießen.
Die Läden heutzutage sind zwar immer noch brechend voll, aber willst Du etwas Besonderes, Außergewöhnliches kaufen, mußt Du Dir die Hacken ablatschen. Wie neulich, als ich einen zweiten Wäschetrockner für den Balkon kaufen wollte. Einfachstes Modell in Weiß? Keine Chance! Gleiches Modell, aber mit knallroten, blauen oder grünen Beinen, die gab's billig überall. Aber nicht in Reinweiß. Ist das nun schon zuviel verlangt? Vermutlich steckt ein ganz einfaches Kalkül dahinter: Stell ein paar häßliche Billigprodukte hin, dann kaufen die Kunden vielleicht die teureren, besser aussehenden Markenprodukte.
Doch zurück zur Teekanne: Nachdem schon seit Jahren meine Lieblingsprodukte in den verschiedensten Bereichen immer mehr aus dem Programm verschwinden, läßt nun auch noch die Qualität des kümmerlichen Restes nach. Zum Beispiel eben bei den Erdbeeren: Zunächst freute ich mich noch über den relativ günstigen Preis, aber als ich nach einer Schale griff, explodierte ein gigantischer Schwarm kleiner Fruchtfliegen mitten in mein Gesicht hinein.
Fliegen ernähren sich auf folgende Weise: Da sie nur flüssige Nahrung zu sich nehmen können, lösen sie mit ihrem Mageninhalt die Nahrung auf, stampfen sie zu einem Brei und saugen die verflüssigte Nahrung wieder auf. Und wenn sie gerade mal nicht fressen, dann ficken sie. Nun können wir uns also alle mal einen Moment lang überlegen, was die da wohl gerade auf den Erdbeeren so alles getrieben haben …



Der von mir auf das Problem angesprochene Filialleiter sagte mir zu, er werde sich darum kümmern und es weitergeben, aber sein Hinweis, Erdbeeren seien nicht kühlpflichtig und der unbewegte Gesichtsausdruck machten mir klar, daß sich wohl, wie üblich, nichts ändern wird. Solange die ganzen dummen Äffchen auch weiterhin kommentarlos alles kaufen, was angeboten wird, egal in welcher Qualität, besteht vermutlich kein Handlungsbedarf.
Vielleicht wird es langsam mal wieder Zeit für einen Wechsel. Nach meinem Besuch bei einem in der Nähe befindlichen Supermarkt, der diesen Namen auch verdient, und der mich mit einer erstaunlichen, schon lange nicht mehr erhofften Markenvielfalt überraschte, bin ich doch recht froh, daß ich zum Einkaufen nun auch etwas weiter in der Gegend herumgolfen kann.

2 Kommentare:

  1. Anonyma Anonymussen28. Juli 2013 um 17:45

    Hallo schlecht frisierte Löwen-Plüsch-Püppi ;oP ,zu dem Beitrag muss man nix mehr sagen, da geh ich vollkommen mit... aber das Bild-Material muss ich denn doch kommentieren.
    Ick gloob ick bin in einer Zeitschleife... wer hat denn heute noch so eine plüschige Toiletten-Mütze und ein bodenstehendes WC? Das habe ich schon mindestens 20 Jahre nirgends mehr gesehen... großartig, Nostalgie pur... der Brüller...ich krieg mich nicht mehr ein.
    Weißt Du was das Bild noch komplett abgerundet hätte? ein Zink-Eimer statt eines modernen Plastik-Eimers... das wäre das Tüpfelchen auf dem "i" gewesen...

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  2. Ich mag es lieber mit Mützchen! Auch auf der Toilette.
    Das bodenstehende WC ist übrigens schon aus dem Westen – leider, siehe http://sunlions-sonnenseiten.blogspot.de/2013/06/pieselplumps.html.
    Ich geh dann mal plumpsen …

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