Samstag, 25. Juni 2011

Das allsehende Auge

Die Dresdener Polizei registriert wegen einer Demonstration die Mobilfunkdaten von Millionen Menschen? Google gerät durch seine Sammelwut zunehmend in die Schlagzeilen? Alles nur Kinderfasching im Vergleich zu dem, was Apple theoretisch zu tun in der Lage wäre!
Am Montag war ich in Köln, um ein Geschäft zu fotografieren, das umgebaut werden soll. Im Schaufenster hing ein Werbeplakat, auf dem mehrere Menschen zu sehen waren. Als ich die Fotos auf mein niegelnagelneues Macbook Pro kopierte, um sie in iPhoto zu betrachten, war ich ziemlich überrascht und erstaunt, zu sehen, daß das Programm eine Gesichter-Funktion hat, mit der automatisch Gesichter auf Fotos erkannt und ausgeschnitten werden.


Außerdem fiel mir auf, daß die Displayhelligkeit des Macbooks automatisch der Umgebungshelligkeit angepaßt wird. Wie das funktioniert, ist schnell beantwortet, wenn man einfach mal mit der Hand die an der Stirnseite eingebaute Webcam abdeckt. Fällt kein Licht mehr auf die Linse, wird die Helligkeit heruntergeregelt.
Was bedeutet ... das die Kamera immer eingeschaltet ist. Dieser Umstand ergibt zusammen mit der Gesichtserkennung eine Mischung, die an Brisanz wohl kaum noch zu überbieten ist. Während bei den meisten Kameras eine Lampe anzeigt, ob sie in Betrieb sind oder nicht, was im Grunde genommen auch nicht viel sicherer ist, weil man das Lämpchen vermutlich auch ohne größere technische Fähigkeiten deaktivieren könnte, hat das Macbook gar keine Lampe. Man weiß also nicht genau, wann die Kamera aktiv ist. Da jedoch ansonsten kein weiterer lichtempfindlicher Sensor zu sehen ist, kann die Kamera eigentlich nur im Dauerbetrieb laufen, um die Regelung der Displayhelligkeit sicherzustellen.
Kürzlich wurde bekannt, daß Apples Verkaufsschlager iPhone heimlich Bewegungsdaten speichert, auch über längere Zeiträume. Auf frischer Tat ertappt, schob Apple sofort ein Update über den virtuellen Tresen, mit dem sich diese Daten löschen lassen. Aber aus Fehlern lernt man bekanntlich. Was sollte Apple daran hindern, heimlich Fotos aufzunehmen und diese zu speichern, zukünftig so gut getarnt, daß es niemand mehr entdecken kann? Das glauben Sie nicht? Ich fürchte, diese Naivität kann man sich heute nicht mehr leisten! In Verbindung von Gesichtserkennung – auch in Verbindung mit biometrischer Gesichtserkennung der im Adreßbuch hinterlegten Portraitfotos, Ortsbestimmung, Texterkennung und Screenshots ist es Apple nun möglich, genau zu verfolgen, wer zu welcher Zeit an welchem Ort welches Programm benutzt und welche Daten dabei betrachtet hat. Dabei ist es auch möglich, über die eingebaute Webcam zu erfassen, wer dabei noch mit vor dem Rechner saß und diesen über das Adreßbuchfoto zu identifizieren. Demnächst wird Apple den Online-Datendienst iCloud starten, bei dem man dann Musik, Dokumente, Fotos, aber auch Termine, E-Mails und Adressen online im Internet auf den Apple-Servern hinterlegen kann. Praktisch, wenn man mehrere Geräte synchron halten will, sehr unpraktisch jedoch, wenn Apple auf die Idee kommen sollte, das beschriebene Szenario auszunutzen. Soviel Macht über Menschen hatte bisher kein Geheimdienst der Welt, die müssten die Kameras nämlich erst mal installieren. Apple-Benutzer – mich eingeschlossen – tragen sie freiwillig mit sich herum.
So sehr ich mich über mein neues Macbook freue, ein wenig unsicher fühle ich mich schon, wenn ich auf die kleine Kamera schaue, die mich ständig im Blick hat. Andererseits auch eine Chance, Millionär zu werden – mit dem Verkauf von kleinen, selbstklebenden, milchglasartigen Mikrolinsen, die einfach vor die Kamera geklebt das allsehende Auge erblinden lassen.


Wie friedlich mein süßes Macbook vor sich hinsummt ... doch halt! War da nicht gerade ein diabolisch flackerndes Aufleuchten?

Korrektur vom 26. Juni: Nach dem Hinweis eines gut informierten Foren-Spontis muß ich meine Aussagen ein wenig korrigieren: Auch das Macbook Pro hat ein LED-Lämpchen, das leuchtet, wenn die Kamera benutzt wird. Was aber nicht unbedingt heißen muß, das es immer leuchtet, wenn die Kamera benutzt wird. Und der Sensor für die Helligkeitsregelung des Displays befindet sich direkt links neben der Kamera hinter den kleinen Löchern. Ich hatte dort fälschlicherweise das Mikrofon vermutet.
Was insgesamt aber das Horrorszenario nicht unmöglich macht.

Nachtrag vom 29. Juni: Fast vergessen – das Mikrofon. Damit könnte man natürlich heimlich Gespräche aufzeichen. Besser noch, mit Mikrofon und Kamera können Videos mitgeschnitten werden. Trifft sich also der Geschäftsführer eines interessanten Start-Up-Unternehmens mit ein paar Kreativen, könnte Apple anhand von Adreßbuch und Terminkalender ausspionieren, wann der geschäftliche Termin ansteht, was dabei besprochen werden soll und wer daran teilnimmt. Über die Webcam und biometrische Gesichtserkennung werden die Teilnehmer identifiziert, die Veranstaltung wird auf Video mitgeschnitten und per Screenshot werden die Ideen geklaut, um sie dann mit einem gigantischen finanziellen Rückhalt schneller und besser auf den Markt zu bringen, besser zu vermarkten und so dem Jungunternehmer die Luft abzudrücken.
Schöne neue digitale Welt!

3 Kommentare:

  1. http://www.ligne-roset.de/groups.php?m1=2014&g=20

    ..falls der Rest des Bausparvertrags noch für einen neuen Coutisch reicht ;o))

    AntwortenLöschen
  2. Nur wenn ich die Couch verkaufe!

    AntwortenLöschen
  3. Bingo-Bongo and his Friends29. Juni 2011 um 16:36

    "Nur wenn ich die Couch verkaufe!"..oder den(schemenhaft erkennbaren)forminteressanten, hell-elfenbeinfarbenen(RAL1015??)Drehsessel (mit oder ohnen Massagefunktion.. man weiß es nicht)..abhängig davon (Massagefunktion) könnte noch ein nettes Accessoire für oben auf dem Tisch drauf rausspringen... nein? nicht? na gut, dann eben nicht.. =o)

    AntwortenLöschen